Podcast «Das kleine Glück schätzen»

Menschen, die eine nahestehende Person pflegen, leisten in der Schweiz Grosses: Sie verrichten jährlich 80 Millionen Stunden unbezahlte Arbeit. Ohne das grosse Engagement betreuender Angehöriger könnten Familie und Gesellschaft nicht funktionieren. Deshalb stehen am 30. Oktober, dem Tag für pflegende und betreuende Angehörige, jene Menschen im Fokus, die dies ermöglichen.

Der Podcast «Das kleine Glück schätzen» ist eine gemeinsame Produktion von Prävention und Gesundheitsförderung Kanton Zürich und den sechs Non-Profit-Organisationen Entlastungsdienst Schweiz – Kanton Zürich, Pro Senectute Kanton Zürich, Alzheimer Zürich, Schweizerisches Rotes Kreuz Kanton Zürich, Spitex Verband Kanton Zürich und Pro Infirmis Kanton Zürich.

Das kleine Glück.jpg

#4 Young Carers brauchen den Rückhalt der Gesellschaft

Sarah Ferjani, 20 Jahre alt und Studentin der Islamwissenschaften und Ethnologie, betreut gemeinsam mit ihrer Mutter ihren 56-jährigen Vater, der an einer Frontotemporalen Demenz erkrankt ist. «Die Rollen haben sich vertauscht. Eigentlich müsste mein Vater sich um mich kümmern», so Sarah Ferjani. Doch ihr Vater kann nicht mehr allein gelassen werden. «Mein Vater versteht nichts mehr. Wenn ich ihm sage, er soll die Schuhe ausziehen, kann er damit nichts anfangen», erzählt Sarah Ferjani. Tagsüber besucht er eine Tagesstruktur. Zweimal in der Woche holt Sarah Ferjani ihn dort ab. «Mein Studienalltag ist vor allem dadurch eingeschränkt, dass ich immer direkt nach den Vorlesungen nach Hause rennen muss, um meinen Vater abzuholen. In den Semesterferien kommen für mich Reisen nicht in Frage.» Um sich in dieser herausfordernden Situation mit anderen Betroffenen auszutauschen, hat Sarah Ferjani gemeinsam mit drei anderen jungen Frauen die mosa!k-Gruppe der Young Dementia Carers in St. Gallen gegründet.

Hören Sie das Gespräch mit Sarah Ferjani, Prof. Dr. Agnes Leu und Daniela Lager:

#3 Marah Rikli: «Ich habe gelernt, jeden Tag neu zu nehmen»

Marah Rikli ist Mutter einer 9-jährigen Tochter, die an einer Entwicklungsstörung leidet. Als zweifache Mutter und berufstätige Frau ist Marah Riklis Alltag geprägt von Anstrengung, Sorgen und der Verantwortung für ihre Kinder. Sie erlebt auch Schuldgefühle, wenn sie an ihre eigenen Grenzen stösst. Entlastung findet Marah Rikli dank ihrem sozialen Umfeld, das sie unterstützt, und dank Fachpersonen oder Coachings. Gelegentlich nutzt die Familie auch den Entlastungsdienst, eine wichtige Ressource, die trotz Vergünstigung aber selbst mitfinanziert werden muss. Am Rand der Belastungsgrenze zu sein, führt direkt zur Diskussion über zusätzliche Unterstützungsmöglichkeiten. Marah Rikli engagiert sich genau hierfür: «Wichtig wäre eine finanzierbare Wahlfreiheit für individuelle Lösungen. Jede Betreuungssituation ist anders und ein Heim kann nicht per se die Lösung sein.»

Hören Sie das Gespräch mit Marah Rikli, Tobias Furrer und Daniela Lager:

#2 Ernst Zankl: «Im Moment habe ich noch die Kraft für zwei»

Seit 36 Jahren sind Ernst und Rosmarie Zankl verheiratet und wohnen zusammen. Beim Gedanken daran, dass seine an Alzheimer erkrankte Frau in ein Pflegeheim umziehen könnte, kommen dem 78-Jährigen die Tränen. Seit der Diagnose vor drei Jahren betreut er sie zu Hause. «Solange ich es bewältigen kann, will ich das machen», sagt Zankl. Im neuen Podcast sind auch die besonderen Herausforderungen im Umgang mit einer an Alzheimer erkrankten, nahestehenden Person ein Thema. «Man muss sich emotional von dieser Person verabschieden», sagt Zankl. Es sei ein langwieriger Trauerprozess, auf den niemand vorbereitet ist, so Ugolini: «Wir sind geübt darin, um jemanden zu trauern, der verstorben ist, aber nicht um jemanden, der uns gleichzeitig noch gegenüber sitzt.»

Hören Sie das Gespräch mit Bettina Ugolini, Ernst Zankl und Daniela Lager:

Sara Satir: «Die Liebe hat mich an meine Grenzen gebracht»

«Die Liebe hat mich an meine Grenzen gebracht», erzählt Sara Satir im Podcast über ihre eigene Erfahrung. Irgendwie geht es schon, denken viele, aber nicht selten leisten betreuende Angehörige Einsätze, mit denen sie bis an ihre Belastungsgrenze gehen. Denn oft beginnt Unterstützung mit kleinen Dienstleistungen die immer mehr werden. Der Moment wo man spürt, dass es zu viel wird, kommt häufig viel zu spät. Aber Hilfe anzunehmen fällt zuweilen schwer. Dennoch brauchen auch pflegende und betreuende Angehörige einen «gesunden Egoismus», um ihren grosses Engagement leisten zu können.

Hören Sie das Gespräch mit Bettina Ugolini, Sara Satir und Daniela Lager:

Publikationen

Sie haben die Möglichkeit, alle Publikationen herunterzuladen und zu lesen. Wenn Sie im Kanton Zürich wohnen, können Sie die Broschüren auch kostenlos per Post bestellen.